Was ist affirmative Psychotherapie?

Unter affirmativer Psychotherapie verstehen wir die Arbeit mit Patient*innen aus dem LGBTQIA+-Spektrum (insbesondere trans, nichtbinäre und gendernonkonforme Menschen) mittels evidenzbasierter psychotherapeutischer Verfahren nach den Empfehlungen der American Psychological Association (APA, 2015).

Dieses Vorgehen beinhaltet eine affirmative Haltung gegenüber Patient*innen. Das bedeutet, dass die Geschlechtsidentität und die vielfältigen Lebenserfahrungen respektvoll, bewusst und unterstützend betrachtet werden. Dazu gehört neben dem fundierten Wissen über aktuelle therapeutische Konzepte und Leitlinien zu Genderinkongruenz, auch das Wissen um diverse Lebensrealitäten, interkulturelle und intersektionale Kompetenzen sowie die Fähigkeit, die unterschiedlichen und individuellen Bedürfnisse ergründen zu können und das Erkennen und Herausarbeiten des jeweiligen Einflusses von Stigmatisierung, Vorurteilen und Diskriminierung.

Das bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht kann in vielerlei Hinsicht als nicht stimmig zur eigenen Wahrnehmung empfunden werden. Eine affirmative Haltung beinhaltet das Wissen darüber, das Geschlecht vielfältig, komplex und fluide ist. Jenseits der Zweigeschlechtlichkeit gibt es viele valide geschlechtliche Wahrnehmungen, die exploriert werden wollen. Dazu gehören auch nichtbinäre Genderidentitäten. Das erlebte Anderssein und das damit einhergehende Abweichen von gesellschaftlichen Vorstellungen und Normen kann Ängste, Einsamkeit und Misstrauen erzeugen. Denn das Aufwachsen in einer Welt in der man sich anders als alle anderen fühlt, führt zu komplexen Anpassungsleistungen, die das eigene authentische Ich verbergen. Die permanente Scham und das sich falsch fühlen können traumatisierend wirken.

Ziel der affirmativen Psychotherapie ist die Bereitstellung eines professionellen und vor allem vertrauensvollen therapeutischen Rahmens,

Was affirmative Psychotherapie nicht ist

Der Begriff affirmative Psychotherapie wird manchmal falsch verstanden. Es ist nicht das Ziel unreflektiert zu schwerwiegenden und irreversiblen Körpermodifikationen zuzustimmen oder gar hinzuwirken. Ganz im Gegenteil handelt es sich bei der affirmativen Haltung, um moderne evidenzbasierte Psychotherapie nach allen Regeln der Kunst mit Differentialdiagnostik und elaboriertem Fachwissen über Gender und Sexualität, um die Selbstbestimmung der Patient*innen zu unterstützen.

Ziel der Psychotherapie ist auch nicht der Versuch einer Aussöhnung mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht, wenn dieses garnicht als das eigene wahrgenommen wird (oder der heterosexuellen Orientierung bei homosexuellen Patient*innen). Das sind Konversionsinterventionen. Das ist unethisch und gewaltvoll.